Was ist Schwangerschaftsdiabetes?

Was ist Schwangerschafts
diabetes?

Schwangerschaftsdiabetes, der auch Gestationsdiabetes genannt wird, ist eine Störung des Blutzuckerstoffwechsels, welche erstmals in der Schwangerschaft auftritt.

Der Blutzuckerstoffwechsel ist ein komplexer Prozess, bei dem der Körper Glukose (Zucker) aus der Nahrung aufnimmt, verwertet und speichert. Nach dem Essen steigt der Blutzuckerspiegel an, wodurch die Bauchspeicheldrüse das Hormon Insulin freisetzt. Insulin ermöglicht die Aufnahme von Glukose in die Zellen, die sie als Energie nutzen, oder in Form von Glykogen, insbesondere in der Leber und den Muskeln, speichern.

Die natürlichen hormonellen Veränderungen einer Schwangerschaft können die Wirkung des Insulins auf die Zellen beeinträchtigen und sie weniger empfindlich für das Hormon machen. Die Aufnahme des Zuckers in die Zellen ist dabei gestört, sodass der Körper zunächst die Produktion des Insulins steigert. Kann der Körper nicht genügend Insulin produzieren, um die Glukose aus dem Blut in die Zellen zu leiten, steigt der Blutzuckerspiegel an.

Schwangerschaftsdiabetes ist meist symptomlos. In einigen Fällen kann der Nachweis von Zucker im Urin, oder unspezifische Symptome wie gesteigerter Durst und häufiger Harndrang, Müdigkeit und besonders starke Gewichtszunahme auf einen Schwangerschaftsdiabetes hinweisen.

Auch wenn Sie bisher nie Probleme mit erhöhten Blutzuckerwerten hatten, können Sie während der Schwangerschaft einen Gestationsdiabetes entwickeln. Das Risiko für das Auftreten eines Schwangerschaftsdiabetes wird durch verschiedene Faktoren erhöht:

  • Gewicht Übergewicht (BMI ≥ 25)
    und Adipositas (BMI ≥ 30)
  • Alter Spätgebärende (> 35 Jahre)
  • Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS)
  • Familiäre Vorgeschichte Diabetes in der Familie oder Schwangerschaftsdiabetes in einer vorherigen Schwangerschaft
  • Ethnische Zugehörigkeit Afroamerikanerinnen, Hispanoamerikanerinnen und Asiatinnen haben ein erhöhtes Risiko

Bei der Mutter besteht ein erhöhtes Risiko für:

  • Bluthochdruck
  • Harnwegsinfekte während der Schwangerschaft
  • Präeklampsie/Eklampsie
  • Geburtskomplikationen erhöhte Kaiserschnittrate
  • Folgeerkrankungen Diabetes mellitus, Herz-/Kreislauferkrankungen

 

Bei dem Kind besteht ein erhöhtes Risiko für:

  • Vermehrte Bildung von Fruchtwasser
  • Frühgeburtlichkeit
  • Übergewicht bei Geburt mit fehlender Reife
  • Versterben im Mutterleib
  • Unterzuckerung nach der Geburt
  • Ein Atemnotsyndrom
  • Erkrankung an Diabetes und Übergewicht bereits in der Pubertät

 

Ein Schwangerschaftsdiabetes ist behandelbar! Durch eine frühzeitige Diagnose und Therapie lassen sich die Risiken für Mutter und Kind deutlich senken.

Da Schwangerschaftsdiabetes selten Symptome verursacht, wird jeder Schwangeren zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche ein sogenannter Vortest angeboten. Für diesen Test trinkt die Schwangere zu einer beliebigen Tageszeit eine bestimmte Menge an Zuckerlösung (50 g Glukose). Nach 1 Stunde Wartezeit, in der die Schwangere ohne weitere Nahrungs- oder Flüssigkeitsaufnahme ruhig sitzen bleibt, wird der Blutzuckerspiegel bestimmt. Übersteigt dieser Wert eine gewisse Grenze, besteht der Verdacht auf einen Schwangerschaftsdiabetes, der anschließend durch einen zweiten Test bestätigt werden muss.

Dieser Bestätigungstest wird oraler Glukosetoleranztest (oGTT, Zuckerbelastungstest) genannt.

Bei Schwangeren mit bereits bekanntem, erhöhtem Risiko für einen (Schwangerschafts-) Diabetes, sollte bereits im ersten Schwangerschaftsdrittel die Nüchternglukose, oder alternativ der Langzeitblutzuckerwert (HbA1c) bestimmt werden. Besteht der Verdacht auf einen Diabetes mellitus, kann auch ein Glukosetoleranztests (oGTT) durchgeführt werden.

Für den Glukosetoleranztest kommt die Schwangere nüchtern (mindestens 8 Stunden) morgens in die Praxis. Zunächst wird der Blutzuckerspiegel bestimmt, daraufhin trinkt die Schwangere eine Zuckerlösung mit 75 g Glukose. Anschließend wird nach 1 und 2 Stunden erneut der Blutzuckerspiegel bestimmt.

Die Diagnose Schwangerschaftsdiabetes wird gestellt, wenn mindestens einer der Blutzuckergrenzwerte in einer Laborbestimmung erreicht oder überschritten wurde:

  • Nüchtern: 92 mg/dl (5,1 mmol/l)
  • 1 Stunde: 180 mg/dl (10,0 mmol/l)
  • 2 Stunden: 153 mg/dl (8,5 mmol/l)

 

Liegt der Nüchternblutzucker bei mindestens 126 mg/dl (7,0 mmol/l), oder der Wert nach 2 Stunden bei mindestens 200 mg/dl (11,2 mmol/l), liegt ein Diabetes mellitus vor.

Die Behandlung ist auf eine umfassende Betreuung ausgerichtet, die sowohl die Gesundheit der Mutter, als auch die des ungeborenen Kindes sicherstellt. Dabei arbeiten Fachärztinnen und Fachärzte der Diabetologie und Gynäkologie eng zusammen.

Die wichtigsten Bausteine zur Kontrolle eines Schwangerschaftsdiabetes sind:

  • Ernährung: Ein personalisierter Ernährungsplan hilft die Blutzuckerwerte zu stabilisieren und Blutzuckerspitzen zu vermeiden. Eine Ernährungsberatung kann bei der Auswahl der Nahrungsmittel unterstützen und so gesunde Essgewohnheiten im Alltag erleichtern.
  • Bewegung/Sport: Sport und regelmäßige Bewegung im Alltag tragen nicht nur dazu bei, den Blutzuckerspiegel zu regulieren, sondern steigern auch das Wohlbefinden der Schwangeren.
  • Kontrolle des Blutzuckerspiegels durch Selbstmessungen.

 

In einigen Fällen kann eine medikamentöse Therapie zusätzlich zu den Lebensstilanpassungen notwendig sein, um den Blutzuckerspiegel effektiv zu kontrollieren. Der Arzt oder die Ärztin steht der Schwangeren dabei beratend zur Seite und klärt umfassend über mögliche Optionen auf, immer mit dem Ziel einer sicheren Schwangerschaft und Geburt für Mutter und Kind.

Nach einem Schwangerschaftsdiabetes ist die richtige Nachsorge entscheidend, um langfristig gesund zu bleiben.
Die Nachsorge umfasst:

  • 6–12 Wochen nach der Geburt einen erneuten oGTT in der Hausarzt- oder Frauenarztpraxis oder bei der Diabetologin/dem Diabetologen
  • Gelegentliche Blutzucker-Testung über den Hausarzt/die Hausärztin (HbA1c 1-mal im Jahr)
  • Stillen des Babys (mindestens 3 Monate lang), da dadurch das Risiko eines manifesten Diabetes verringert werden kann
  • Regelmäßige Bewegung WHO-Empfehlung für Erwachsene: 90 Minuten intensive oder 150 Minuten moderate Bewegung pro Woche
  • Gesundheitsbewusste Ernährung
  • Das Gewicht möglichst im BMI-Normalbereich zu halten (Erwachsene 18,5 kg/m2 – 24,9 kg/m2)
  • Ein frühzeitiges Screening auf einen Gestationsdiabetesbei einer weiteren Schwangerschaft

Ernährung bei einem Schwangerschaftsdiabetes

Ernährung bei einem Schwangerschafts
diabetes

Rührei-Brot
zum Rezept
Brotvariation
mit Avocado, Omelette und Pinienkernen
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Brotvariation
mit Avocado und Frischkäse
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Hirse-Porridge
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Edamame-Bowl
mit Lachs
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Roter Linseneintopf
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Gefüllte Spitzpaprika
mit Buchweizen
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Hüttenkäse-Brötchen
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Ziegenkäse-Vollkornbrötchen
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Eine gesunde Ernährung kann dazu beitragen, Ihren Blutzuckerspiegel stabil zu halten und so Risiken für Sie und Ihr Baby zu senken.

  1. Komplexe Kohlenhydrate: Wählen Sie komplexe Kohlenhydrate aus Vollkornprodukten, Gemüse und Hülsenfrüchten, die langsam verdaut werden und den Blutzuckerspiegel stabil halten. Aufgrund des hohen Ballaststoffgehalts werden diese Lebensmittel langsamer verdaut, als z.B. Weißbrot und andere, ballaststoffarmen Getreideprodukte.
  2. Gesunde Fette: Beziehen Sie Lebensmittel mit gesunden Fetten wie beispielsweise Nüsse, Samen oder Avocado in ihre Ernährung mit ein. Sie liefern zusätzlich wichtige Nährstoffe und helfen, den Blutzuckerspiegel zu regulieren.
  3. Proteine: Integrieren Sie proteinreiche Lebensmittel wie mageres Fleisch, Fisch, Eier (jeweils durchgegart) und Hülsenfrüchte in ihre Mahlzeiten. Neben der Stabilisierung des Blutzuckers machen proteinreiche Mahlzeiten länger satt.
  4. Portionsgröße und Anzahl der Mahlzeiten im Auge behalten: Übermäßig große Portionen sollten vermieden werden. Kleine, häufige Mahlzeiten (z.B. drei Haupt- und zwei kleine Zwischenmahlzeiten) halten den Blutzucker stabil und vermeiden Heißhunger.
  5. Morgens ist der Blutzucker-Anstieg nach Mahlzeiten am größten, nehmen Sie daher zum Frühstück weniger Kohlenhydrate als zum Mittag- oder Abendessen zu sich.
  6. Zuckerhaltige Lebensmittel und Getränke (auch Fruchtsäfte!) sollten Sie vermeiden, da diese vom Körper sehr schnell aufgenommen werden und zu einem raschen und besonders starken Blutzuckeranstieg führen.
  7. Gemüse statt Obst: Obst sollten Sie aufgrund des natürlichen, hohen Zuckergehalts nur gelegentlich bzw. in kleinen Mengen verzehren. In Sachen Vitamin- und Mineralstoffgehalt ist Gemüse mindestens gleichwertig, bei deutlich geringerem natürlichem Zuckergehalt.

 

Eine gesunde Ernährung ist ein wichtiger Bestandteil im Management eines Schwangerschaftsdiabetes. Die hier erwähnten Punkte bieten Ihnen eine vereinfachte Übersicht und Zusammenfassung.

Bitte konsultieren Sie nach der Diagnose des Schwangerschaftsdiabetes immer Ihren Arzt/Facharzt und Ernährungsberater, um einen individuellen Ernährungsplan zu erstellen, der Ihren Bedürfnissen entspricht.