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Präeklampsie

Präeklampsie ist eine nur in der Schwangerschaft auftretende Erkrankung, die durch erhöhten Blutdruck (Hypertonie), vermehrte Eiweißausscheidung im Urin (Proteinurie) und Wassereinlagerungen (Ödeme) gekennzeichnet ist. Diese sind jedoch nicht die alleinigen Symptome, die bei einer Präeklampsie auftreten. Viele der Beschwerden sind im Allgemeinen schwangerschaftstypisch. Ein erhöhter Blutdruck ist bei ungefähr 10% aller Schwangeren feststellbar und ca. 80% der Frauen leiden am Ende der Schwangerschaft unter vermehrten Flüssigkeitseinlagerungen im Gewebe, auch ohne vorliegende Präeklampsie. Vorsicht ist jedoch immer dann geboten, wenn mehrere der Symptome zusammen auftreten. Eine Präeklampsie zeigt sich erst in der zweiten Schwangerschaftshälfte; nur selten kommt die Erkrankung vor der 20. Schwangerschaftswoche vor.

Etwa 5 bis 7 % aller Schwangeren in Westeuropa entwickeln in der Schwangerschaft einen Bluthochdruck. Von diesen Fällen liegt bei 70 % eine Präeklampsie vor und in 30 % bestand schon vorher ein nicht diagnostizierter Bluthochdruck. Erstgebärende und Frauen über 35 Jahre sind häufiger betroffen.

Bestand bereits eine Präeklampsie in einer vorangegangenen Schwangerschaft, oder liegt eine Mehrlingsschwangerschaft, vorbestehender Bluthochdruck, Fettleibigkeit und Diabetes mellitus vor, sind dies weitere Risikofaktoren.

Typische Präeklampsie-Symptome sind:

  • Bluthochdruck (mehr als 140 zu 90 mmHg)
  • Eiweißausscheidung über den Urin (Proteinurie)
  • Wasseransammlungen (Ödeme) im Gewebe, dadurch Schwellungen an Gesicht, Händen und Füßen
  • Zudem kommt es in 20 % der Fälle zu einer Leberbeteiligung und damit einer Erhöhung der Leberwerte (Transaminasen, alkalische Phosphatasen und Bilirubin), welche laborchemisch nachgewiesen werden.

In schweren Fällen leiden die Schwangeren weiterhin zum Beispiel unter:

  • Übelkeit und Erbrechen
  • Schwindel
  • Sehstörungen oder Verwirrtheit

Geht die Präeklampsie in eine Eklampsie über, kommen folgende Symptome dazu:

  • Starke Kopfschmerzen
  • Flimmern vor den Augen
  • allgemeines Unwohlsein
  • Krampfanfälle

Der Verlauf einer Präeklampsie ist progressiv und schwer vorhersehbar. Wurde eine Präeklampsie diagnostiziert ist eine stationäre Aufnahme und engmaschige medizinische Überwachung von Nöten. Die Präeklampsie kann schwere Komplikationen mit sich bringen wie eine Eklampsie oder das HELLP-Syndrom*.

Grundsätzlich muss eine sorgfältige Risikoabwägung unter Berücksichtigung der Gefährdung für Mutter und das ungeborene Kind vorgenommen werden. Durch Blutdrucksenkung allein kann eine Verschlimmerung nicht verhindert werden.

*Das HELLP ist eine kompliziertere Variante der Präeklampsie. Neben den Symptomen der Präeklampsie (Bluthochdruck und Eiweiß im Harn) und einer schweren Präeklampsie (Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall, Kopfschmerzen und Sehstörungen) tritt eine Leberfunktionsstörung mit massiven, meist ausstrahlenden Schmerzen vor allem im rechten Oberbauch (Leberkapselspannung) auf. Weiterhin kann eventuell schnell ein Schocksyndrom als Folge von akutem Nierenversagen, Lungenödem, Hirnblutung oder der Ruptur eines subkapsulären Leberhämatoms mit intraabdominaler Blutung auftreten.

Bereits Wochen vor den ersten Symptomen lässt sich anhand eines Anstieges bestimmter Proteine im Blut der Schwangeren eine Präeklampsie nachweisen. Bei Frauen mit Präeklampsie ändert sich der Serumspiegel für PlGF (placental growth factor) und sFlt-1 (soluble fms-like tyrosine kinase-1, auch VEGF-Rezeptor-1). Der Nachweis der PlGF- und/oder sFlt-1-Konzentrationen im Blut dient dazu, eine normale Schwangerschaft von einer Schwangerschaft mit einhergehender Präeklampsie bereits vor dem Auftreten der klinischen Symptome abgrenzen zu können.

Durch die schnelle immunologische Bestimmung von PlGF- und sFlt-1 Konzentrationen im Blut der Mutter kann die Möglichkeit zur Diagnose einer Präeklampsie deutlich verbessert werden.

Die frühe Risikoermittlung der Präeklampsie ist eine IGeL-Leistung.

Die Ursachen der Erkrankung sind auch heute noch nicht endgültig geklärt. Früher ging man von einer Vergiftung des mütterlichen Organismus durch den Fötus aus. Inzwischen vermuten Ärzte als Auslöser der Präeklampsie eine Anpassungsstörung der Plazenta: Durch immunologische oder erbliche Faktoren kommt es vermutlich zu einer Fehlentwicklung des Gefäßsystems, das den mütterlichen und kindlichen Blutkreislauf verbindet.

Da keine genauen Ursachen bekannt sind ist es wichtig, die Präeklampsie frühzeitig zu erkennen und die Schwangere dementsprechend zu behandeln. Nur so können lebensbedrohliche Komplikationen für die Mutter und Folgeschäden für das Kind vermieden werden. Dementsprechend ist die beste Vorbeugung die Einhaltung der Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen beim Frauenarzt.